Fest des heiligen Martins 3

Spiele, die sich an der Martinsgeschichte orientieren

3. Spiel

Personen: (5) Erzähler,
Bettler,
Martin,
1. Soldat,
2. Soldat
Spieldauer: ca. 2 Minuten
Erzähler: Ein junger Offizier namens Martin erhielt einmal den Befehl, eine wichtige Meldung schnellstens zu überbringen. Da er sehr pflichtbewusst war, machte er sich noch am selben Abend auf den Weg. Zwei seiner Soldaten begleiteten ihn auf seinem Ritt durch die frostige Nacht. Im Galopp durchquerten die drei Reiter die Stadt. Doch dann, kurz hinter dem Stadttor, hält Martin plötzlich sein Pferd an. Eine lumpige Gestalt, die sich in eine Mauernische drückt, hat seine Aufmerksamkeit erregt. Er steigt ab und geht zu der lumpigen Gestalt.
Martin: (misstrauisch) He, Mann, wer bist du? Was machst du hier?
(keine Antwort) So antworte doch!
(dann nervöser) Was zitterst du denn? Oder hast du einen Grund, dich vor mir zu fürchten?
Bettler: (antwortet müde) Ich zittere nicht, weil ich Angst vor euch habe.
Martin: Du kennst mich?
Bettler: Wer kennt euch nicht! Jeder in der Stadt spricht davon, was für ein pflichtbewusster Offizier ihr seid!
1. Soldat: (etwas ärgerlich) Wenn du nichts zu verbergen hast, dann hör auf mit dem Gezitter!
Bettler: (etwas mutiger) Herr, es ist nicht die Angst, die mich zittern macht; aber ich habe Hunger und mich friert entsetzlich.
Martin: (macht ein ärgerliches Gesicht und wendet sich seinen Soldaten zu) Habt ihr das gehört? Mit so etwas stiehlt er uns die Zeit! Und ich dachte schon, einen Deserteur oder einen Spion erwischt zu haben!
(Pause, dann ironisch) Oder möchte vielleicht eine von euch ihm ein Almosen geben?
(der 2. Soldat holt aus seiner Tasche sein Verpflegungsbrot heraus und wirft dem Bettler die Hälfte hin)
Martin: Was machst du da? Wir haben noch einen weiten Ritt vor uns.
2. Soldat: Ja, soll er denn etwa hier verhungern?
Martin: (mit spöttischem Lachen) Willst du ihm nicht noch die Hälfte deines Mantels geben, damit er nicht erfriert?
(unsicher blickt der 2. Soldat seinen Offizier an, schweigt dann aber und rührt sich nicht)
Martin: Na also! Sollten wir unsere Pflicht vernachlässigen und gar erfrieren, bloß um diesen Bettler zu retten? Soll er doch sehen, wo er einen wärmenden Mantel herbekommt! Denn schließlich ist sich jeder selbst der nächste. Los, jetzt reiten wir weiter!
Erzähler: Martin zieht seinen Mantel fest um die Schulter. Er sieht den Bettler nicht einmal mehr an, geht zu seinem Pferd zurück und reitet davon, seine beiden Soldaten mit ihm. Der Alte blickt ihnen nach. In der Hand hält er das Stück Brot, das ihm der Soldat gegeben hat. Ein heftiges Zittern schüttelt seinen Körper. Seine Augen blicken verzweifelt und verständnislos.