Die Urlaubsreise
Personen: | Er Sie Herr Koch |
Beschreibung: | Die Szene spielt in einem Zimmer. - Sie deckt den Kaffeetisch.- Nach dem Öffnen des Vorhanges kommt "Er" schnell ins Zimmer und wirft Mantel und Aktentasche auf einen Stuhl. Er gibt seiner Frau einen Kuß und sagt händeringend: |
Er: | Was glaubst du wohl, wo ich herkomme, Thea? |
Sie: | Spät genug geworden ist es ja. Vermutlich kommst du aus der nächsten Kneipe. |
Er: | Unsinn! Von Kochs...! |
Sie: | Nein! |
Er: | Doch! Mir ist nämlich eingefallen, daß ich sie mal vorsichtshalber fragen möchte, wohin sie in Urlaub fahren wollen. Damit wir ihnen nicht begegnen... |
Sie: | Und? |
Er: | Du wirst erschrecken: Nach Oberndorf! |
Sie: | Oberndorf? (Stemmt die Hände in die Hüften.) Ausgerechnet! Das ist ja - da können wir natürlich nicht hinfahren! Und ich hatte mich so gefreut! Aber die Thilde Koch vermiest einem ja jeden Urlaub mit ihren dreiundsechzig Krankheiten. Was machen wir denn da bloß...? |
Er: | (zögernd) Ja, was machen wir da... Paß mal auf, Liebling: wie wäre es denn, wenn wir wieder einmal nach Bad Seel fahren würden? Dort waren wir ja seit vielen Jahren nicht mehr... |
Sie: | Mir ist es ganz gleich, wo wir hinfahren. Hauptsache, wir begegnen Kochs nicht. Er geht ja, aber die Thilde - na, weißt du... |
Er: | Weiß ich, weiß ich! War doch gut, daß ich mal so hintenrum gefragt habe, was? Ja, Köpfchen, Thea! Aber da müssen wir uns gleich anmelden. Ich werde nach dem Kaffee zur Post gehen und ein Telegramm hinschicken. Pension Niobe - ich habe mich schon erkundigt, ob die noch besteht. Existiert immer noch. Billig und gut. Einverstanden? |
Sie: | Na ja. Bad Seel - ganz nett dort. Ist das die Pension droben am Wald? |
Er: | Richtig! Ist es! Hast doch ein fabelhaftes Gedächtnis, Thea! Alles, was recht ist. Also: wir trinken schnell Kaffee und ich gehe zur Bahnpost. Ich schicke ein Telegramm, daß wir am Neunten dort eintreffen werden, ja? |
Sie: | Das mach mal, Karl! Aber bleib nicht so lange - heute abend gibt's doch das Theaterstück im Fernsehen... |
Er: | (während es draußen klingelt) Das muß ich sehen. Nanu? Wer will denn jetzt etwas? Zeitung? Soll ich.. |
Sie: | Laß mal, ich muß doch den Kaffee holen. Sie geht hinaus. Während er sich die Hände reibt und dann mit zufriedenem Gesicht eine Zigarette anzündet. Sie und Herr Koch kommen herein.) |
Er: | Nanu? Albert? |
Herr Koch: | Ja, ich! Entschuldige, Karl. Aber ist dir aufgefallen, dass du deinen Schirm bei uns hast stehen lassen. |
Er: | Schirm? Nee! Donnerschlag! Tatsache, ich hatte ihn ja heute morgen mit ins Büro genommen! |
Sie: | Ich habe ihn schon draußen hingestellt. |
Er: | Danke! Und dir auch, Albert. Trinkst du eine Tasse Kaffee mit? |
Herr Koch: | Na ja, kann ich machen. Meine Frau ist in die Stadt gegangen. |
Er: | Und ich muß nachher zur Post, da kannst du ein Stück mitgehen... |
Sie: | Dann hole ich gleich den Kaffee. Sie fahren nach Oberndorf, Herr Koch? |
Herr Koch: | Jaja, so haben wir uns vorerst entschieden, und sie kennen ja Thilde - wenn sie dorthin will, dann kann keiner mehr etwas daran machen. |
Sie: | Na ich hole schnell noch eine Tasse und den Kaffee. (Sie geht hinaus. Er bietet Herrn Koch eine Zigarette an.) |
Herr Koch: | Na? |
Er: | Alles klar, Albert. Nicht so laut. Thea ist hellhörig. |
Herr Koch: | Was ist denn nun? |
Er: | Wir fahren nach Bad Seel in die Pension. Hast du Willi angerufen? |
Herr Koch: | Hab' ich. Seine Frau wollte absolut nach Petershausen, aber er hat zu ihr gesagt, dort würdet ihr hinfahren, und da wollte sie nicht mehr... |
Er: | Prima! |
Herr Koch: | Und dann hat er ihr Bad Seel vorgeschlagen und gleich dort angerufen und Pension für unsere drei Familien bestellt. |
Er: | (klopft Herrn Koch lachend auf die Schulter) Fein Mensch, Albert, auf diese krumme Tour haben wir unsere Urlaubs-Skatpartie ja doch noch zusammenbekommen. |
-Vorhang- |