Achtung Aufgepasst!
Eine Schulstunde bei Lehrer Knüppelmann
Personen: (5) | Lehrer 1. Schüler 2. Schüler 3. Schüler 4. Schüler |
Spieldauer: | ca. 12 Minuten |
Anmerkung: | Für 1., 2., 3., und 4. Schüler sind selbstverständlich Namen einzusetzen; mit "N.(1)" usw. sind die Schüler gemeint |
Schüler: | Lärmen |
Lehrer: | (schreit) Ruhe! Wir sind hier in der Schule und nicht auf dem Schützenfest!(Es wird ruhig) Denkt ja nicht, daß ich keine Ohren habe. Wer hat vor zehn Minuten in der Pause gerufen, ich sei ein Kamel? Heraus mit der Sprache! Ich will wissen, wer es war! Na, wer war es?! |
1. Schüler: | (steht auf) Ich, Herr Lehrer |
Lehrer: | Na, das freut mich, dass du wenigstens ehrlich bist und bei der Wahrheit bleibst. Dafür will ich dir die Strafe noch einmal erlassen. Wo sind wir in der letzten Rechenstunde stehengeblieben? N.(2), mach doch den Mund zu. In der Schule wird nicht gegähnt. Sag mir lieber, wo wir stehengeblieben sind! |
2. Schüler: | Beim Einmaleins |
Lehrer: | Gut, dann zähle einmal bis zehn! |
2. Schüler: | (zählt bis zehn) |
Lehrer: | Kannst du das selbe auch von hinten zurück? Dann zähle einmal umgekehrt. |
2. Schüler: | Jawohl, Herr Lehrer (dreht sich um und zählt wieder von 1 aufwärts) |
Lehrer: | Du bist ein Esel! Setzen! N.(1), streng du einmal deinen Schädel an: Wenn ich dir zehn Äpfel gebe und du diese mit deinem kleinen Bruder teilen sollst, wieviel bekommt dann dein kleiner Bruder? |
1. Schüler: | Einen |
Lehrer: | Du bist eine Niete - du kannst ja nicht rechnen! |
1. Schüler: | Ich kann schon rechnen, aber mein kleiner Bruder noch nicht. |
Lehrer: | Ein anderes Beispiel: Wieviel ist 9 und 9? |
1. Schüler: | 21! |
Lehrer: | 18, du Dummkopf! Immer das Doppelte! Wenn ich in einer Tasche 100 Lire habe und verliere 50 davon, was hab ich dann in der Hosentasche? |
1. Schüler: | Ein Loch, Herr Lehrer! |
Lehrer: | So siehst du aus! Dumm wie ein Esel, aber frech wie eine Wanze! An das Schulfenster spucken, ja das kannst du, aber das Einmaleins nicht. Was würdest du denn sagen, wenn ich an euer Fenster spucken würde? |
1. Schüler: | Sie sind ein Spuckkünstler, Herr Lehrer, würde ich sagen, denn wir wohnen im fünften Stock! |
Lehrer: | So etwas freches ist mir noch nie untergekommen! Setzen N.(1), ich stelle dich vor die Tür, wenn du nicht aufhörst, mich anzugrinsen, Und wie siehst du denn überhaupt aus! So ungekämmt kommt man doch nicht in die Schule! Hast du denn keinen Kamm? |
1. Schüler: | Nein, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Dann nimm das nächste mal den von deinem Vater! |
1. Schüler: | Der hat eine Glatze! |
Lehrer: | Dann gehen wir weiter. - Ja, da fällt mir ein..., N.(2), warum hat dein Bruder den Unterricht gestern nicht besucht? |
2. Schüler: | Herr Lehrer, mein Bruder konnte gestern den Unterricht nicht besuchen, weil das Schwein geschlachtet wurde. |
Lehrer: | Na du bist vielleicht eine Flasche. Dein Aufsatz sieht aber geradeso aus: der Ochse frißt, aber dein Vater ißt, hast du mich verstanden?! In deinem Aufsatz hast du es durchwegs verkehrt geschrieben. Verstehst du nun den Unterschied? Der Mensch ißt, und der Ochse frißt. Verstanden?! |
2. Schüler: | Jetzt weiß ich's, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Wie muß es dann heißen? |
2. Schüler: | Wenn der Ochse ißt, dann sagt man fressen, und wenn der Vater frißt, dann sagt man essen. |
Lehrer: | Setzen! Du bist ein Idiot! Und, N.(3), was du in deinem Aufsatz geschrieben hast, das geht auf keine Kuhhaut! N.(3), warum schlüpfen Hühner aus den Eiern? |
3. Schüler: | Weil sie Angst haben, daß sie mitgekocht werden, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Du bist der selbe Idiot wie N.(2)! Setzen! Und du hast es gerade nötig, daß du lachst, N.(1)! Du bist der größte Schafskopf der ganzen Klasse. Deinen Aufstaz werde ich übrigens vorlesen (nimmt ein Blatt vom Tisch, liest vor): Der Brand. - Im letzten Sommer hat es bei unserem Bürgermeister gebrannt. Punkt. Der Brand entstand beim Bürgermeister im Oberstübele. Punkt. Zuerst glimmte es nur, aber das Heu und Stroh fing schnell Feuer, und der Brand ging immer tiefer. Punkt. Der Bürgermeister war sehr aufgebracht, und es brannte alles nieder, aber das Rindvieh konnte gerettet werden, weil es nicht versichert war. Punkt. - So ein Blödsinn! (legt das Blatt weg) Wenn es nicht anders wird mit dir, N.(1), dann muß ich mit deinem Vater sprechen. Den letzten Aufsatz über den Hund hast du nämlich wortwörtlich von deiner Schwester abgeschrieben! |
1. Schüler: | Herr Lehrer, wir haben ja auch nur einen Hund! |
Lehrer: | Nicht frech werden! Sonst hab ich auch noch ganz andere Mittel! Und, N.(4), mit dir muß das auch noch ganz anders werden. Du hast ja keine Ahnung von der Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit. Du bringst ja in deinem Aufsatz die Zeiten fürchterlich durcheinander! Kannst du denn nicht begreifen, was ist und was war und was kommt? Wenn ich zum Beispiel zu dir sage: "Ich bin krank": was ist das für eine Zeit, N.(4)? |
4. Schüler: | Das ist die schönste Zeit, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Du wirst das nie lernen, Esel bleibt Esel. - Nun wollen wir noch ein bißchen die Satzlehre wiederholen. N.(1), bilde mir einen einfachen Satz! |
1. Schüler: | Der Vogel fliegt. |
Lehrer: | N.(2) bilde auch einen Satz! |
2. Schüler: | Der Hund bellt. |
Lehrer: | N.(4), kannst du auch einen? |
4. Schüler: | Der Frosch springt. |
Lehrer: | Das sieht dir gleich! - N.(3), los, auch einen Satz bilden! |
3. Schüler | Die Katze sitzt. |
1. Schüler: | Mein Vater sitzt auch, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Gut, dann sag mir gleich, was du von der Gans weißt, N.(1)! |
1. Schüler: | Die kann man essen, Herr Lehrer! |
4. Schüler: | Man kann sie auch rupfen, Herr Lehrer |
Lehrer: | Nicht schlecht, N.(4) - das hätt ich dir gar nicht zugetraut! Und was bekommt man, wenn man sie rupft? N.(3), weißt du es? |
3. Schüler: | (steht auf, steckt den Finger in den Mund und überlegt) |
Lehrer: | Na, kommst du nicht drauf? Denk mal scharf nach. Was habt ihr denn zum Beispiel zu Hause in euren Betten? Na ---? |
3. Schüler: | (plötzlich) Wanzen, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Federn, N.(3), Federn, du Esel! Setzen, N.(3), und wir gehen weiter! Und zwar kommen wir heute zur Ein- und Mehrzahl. Durch ein Beispiel will ich euch das erklären. Wenn ihr zum Beispiel einen Ochsen seht, dann ist das die Einzahl. Wenn ihr zwei Ochsen seht, ist das die Mehrzahl. Sind es aber soviele Ochsen, daß man sie nicht mehr zählen kann, dann ist das eine Herde (eilt zu zwei). Das sieht dir ja wieder ähnlich, N.(2)! Wenn ich etwas erkläre, dann schläfst du! Wiederhole sofort, was ich gesagt habe! |
2. Schüler: | (verschlafen aufstehend) Ein Ochse ist ein Ochse, und zwei Ochsen sind zwei Ochsen, und wenn soviele Ochsen sind, daß man sie nicht mehr zählen kann, dann ist das eine Behörde. |
Lehrer: | Schmutzian! So siehst du aus! 100 mal abschreiben, was ich gesagt habe! Ich werde dir helfen! Und nun zur Farbenlehre: Rot ist die Farbe der Liebe, blau ist die Farbe der Treue, grün ist die Farbe der Hoffnung, weiß ist die Farbe der Freude, schwarz ist die Farbe der Trauer. Daher werdet ihr immer wieder eine Braut im weißen Kleid zum Traualtar gehen sehen, weil weiß die Farbe der Freude ist. |
4. Schüler: | Herr Lehrer, warum geht dann der Bräutigam immer in schwarz? |
Lehrer: | Das hat alles seine Bedeutung, da wirst du später schon selbst darauf kommen! (Eilt empört zu N.(1), da dieser mit einer Gummischleuder spielt)Also, N.(1), das ist ja unerhört! Du bist doch der größte Lausbub aus der ganzen Klasse! Gib sofort deine Schusswaffe fort! |
1. Schüler: | Jawohl, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Sag mir sofort die Hauptstadt von Baden! |
1. Schüler: | (steht auf und schaut recht dumm) Die - Hauptstadt von Baden - |
Lehrer: | Na, wird's bald? N.(2), nicht einsagen, du bist ja derselbe Esel! |
1. Schüler: | Die Hauptstadt von Baden ist... |
Lehrer: | Das erste Wort ist ein männlicher Vorname, das zweite suchst du, wenn du dich abends zu Bett legst. |
1. Schüler: | Hab's schon, Herr Lehrer: Friedrichshaferl! |
Lehrer: | Karlsruhe, du Hornochse! Setzen! Und jetzt wollen wir noch den Blutkreislauf des Menschen durchnehmen. Das Blut durchfließt den ganzen menschlichen Körper. Stimmt das, N.(3)? |
3. Schüler: | Kann schon sein! |
Lehrer: | Und wenn ich dann auf den Füßen stehe, warum fließt nicht alles Blut in die Füße? |
3. Schüler: | Weil die Füße nicht hohl sind, Herr Lehrer! |
Lehrer: | Setzen, N.(3) - das hat ganz andere Zusammenhänge. - Nun, N.(2), die nächste Frage: mit dem Blut hängt auch die Kalkbindung im Körper zusammen, und mit der Kalkbindung sind die Zähne verbunden. N.(2), kannst du mir sagen, welche Zähne der Mensch zuletzt bekommt? |
2. Schüler: | Die falschen. |
Lehrer: | Unsinn! (eilt zu 4, der in einen Spiegel schaut) N.(4), sofort tust du den Spiegel weg! Deine Wangen beobachte ich schon die längste Zeit! Hast du Zahnweh? Warum ist deine rechte Wange so rot? |
4. Schüler: | Weil mein Vater Linkshänder ist, Herr Lehrer! |
Lehrer: | (eilt zu N.(1)) Du ewiger Mistmacher, du Lausbub! Stockdumm, aber dem Vordermann Papierknödel ins Genick stecken schon! Ich schlag dir die Pfoten weg! Gib mir sofort Antwort auf meine Frage: Warum muß der Mensch fleißig sein? |
1. Schüler: | Das frage ich mich auch, Herr Lehrer! |
Lehrer: | (schreit) Das ist ja unerhört! Ihr seid ja lauter Trottel! Und sowas will einmal an die höhere Schule? Das gab es zu meiner Zeit nicht! Da konnte nicht jeder Ochse studieren - ich war der einzige aus der ganzen Umgebung! |